Telemedizin und weitere technische Fortschritte in der Augenheilkunde

Der technische Fortschritt in der Augenheilkunde ermöglicht zum Beispiel den Einsatz Künstlicher Intelligenz, um Daten zu sammeln und auszuwerten. Dank der Telemedizin wird wiederum eine enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Augenoptikern möglich: Ziel ist eine leichter zugängliche medizinische Versorgung.

Ärztin mit einem Tablet Ärztin mit einem Tablet

In der Medizin und damit auch in der Augenheilkunde bringt die Forschung immer neue Behandlungsmöglichkeiten mit sich. Manches davon klingt wie Science Fiction: Telemedizin, bionische Augen, Künstliche Intelligenz, etc. In diesem Artikel erhältst du einen Einblick in die aktuelle Forschung und erfährst, welchen Nutzen du als Patient oder Kunde davon hast.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Telemedizin?
  2. Der Nutzen der Telemedizin
  3. Risiken in der Telemedizin
  4. Lösungsansätze: So kann Telemedizin funktionieren
  5. Die Telemedizin speziell in der Augenheilkunde
  6. Science Fiction oder Realität? Künstliche Intelligenz in der Augenoptik
  7. Neue Methode zur Augenmessung entdeckt

Was ist Telemedizin?

Die Telemedizin nutzt Telekommunikationsmittel, um auch über Distanz oder zeitversetzt Diagnosen stellen, Therapien anbieten und Patienten medizinisch begleiten zu können. Solche Kommunikationsmittel können zum Beispiel das Telefon, aber auch Live-Chats, Videokonferenzen oder Software sein. Dabei können die Ärzte synchron oder asynchron arbeiten: Synchron bedeutet, dass die Teilnehmer zur gleichen Zeit miteinander im Kontakt sind; bei der asynchronen Herangehensweise werden Daten von einer Person hinterlegt, sodass eine andere Person später darauf zugreifen kann.  

Allerdings geht es in der Telemedizin um mehr als Technik. Nicht nur die Kommunikationswege verändern sich, sondern es entwickelt sich eine völlig neue Behandlungsform. Die Telemedizin soll die „normale“ persönliche ärztliche Betreuung nicht ersetzen, sondern ergänzen und zugänglicher machen. Dabei ist die Telemedizin sehr vielfältig: Wenn du einer Website Gesundheitsinformationen entnimmst, gehört das bereits zur Telemedizin – ebenso wie eine telefonische Gesundheitsberatung. Doch auch sehr große Projekte wie beispielsweise die medizinische Betreuung von Menschen im All werden dank Telemedizin möglich.

Die Telemedizin hat die Ziele, die Gesundheit der Menschen zu verbessern und medizinische Versorgung zugänglicher zu machen. Dabei gibt es neben allen Vorteilen auch Risiken.

Der Nutzen der Telemedizin

Nicht nur, aber gerade auch in der Augenheilkunde kommt es immer wieder zu Versorgungsengpässen: Es stehen in manchen Regionen nicht genug (Augen-)Ärzte zur Verfügung. Die Praxen sind teilweise schwer erreichbar oder haben Termine erst weit in der Zukunft zu vergeben. Gerade in Ländern bzw. Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte ist das ein Problem. Daher stammt ein Großteil der Forschung im Bereich Telemedizin zum Beispiel aus Norwegen, wo mithilfe der Telemedizin die medizinische Versorgung (und Vorsorge) zugänglicher gemacht werden soll.

Auch in der Rehabilitation ist die Telemedizin hilfreich: Patienten können rehabilitierende Übungen zu Hause unter Beobachtung des Therapeuten (zum Beispiel per Videokonferenz) ausführen. Weil lange Anfahrtswege wegfallen, lassen sich Reha-Übungen leichter in den (Berufs-)Alltag integrieren. Auch für ältere Menschen, denen die Wege schwerfallen, kann das eine Lösung sein.

Für Ärzte ist die Telemedizin auch insofern nützlich, als sie leichter und schneller eine zweite Meinung einholen können, zum Beispiel dank der Vernetzung von Praxen und Krankenhäusern. Zudem können Aus-, Fort- und Weiterbildungen ebenfalls digital stattfinden.

Risiken in der Telemedizin

Natürlich muss auch die Telemedizin die Grundsätze der regulären Medizin erfüllen. Das ist aber nur bedingt möglich, denn Ärzte haben im digitalen Raum nicht dieselben Möglichkeiten wie im persönlichen Kontakt. So können sie zum Beispiel ihre Sinne nur begrenzt nutzen, um Patienten gründlich zu untersuchen und eine Diagnose zu stellen. Ärzte verlassen sich zum Teil auch auf ihre Intuition, die auf ihrer Erfahrung beruht, aber in der digitalen Kommunikation weniger angewendet werden kann. Ein Großteil der Augenärzte hat Bedenken dabei, nur anhand von Bildern verlässliche Diagnosen zu stellen.

Zudem ist der Datenschutz auch immer ein Thema – insbesondere, wenn es um vertrauliche medizinische Daten geht. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen lässt sich ein kompletter Schutz wahrscheinlich nicht erreichen.

Hinzu kommt, dass die Telemedizin auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Neben den Kosten und der Rechtslage – nicht alle Gesetze erlauben die uneingeschränkte Nutzung neuen digitalen Möglichkeiten – ist auch die Technik selbst ein Problem. Gerade ältere Menschen, deren Hör-, Seh- und Tastsinne eingeschränkt sind, können Programme nicht immer mühelos nutzen.

In der Folge kann es zu mangelnder Akzeptanz der neuen Methoden unter den Patienten, aber auch Ärzten kommen, im schlimmsten Fall sogar zu Behandlungsfehlern aufgrund fehlender oder fehlerhafter Daten. Insgesamt steckt die Forschung im Bereich Telemedizin noch in den Kinderschuhen.

Lösungsansätze: So kann Telemedizin funktionieren

Die wichtigste Grundlage ist vielleicht, dass die Telemedizin den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Der Sinn ist, dass die Telemedizin dann zum Einsatz kommt, wenn ein persönlicher Kontakt nicht möglich oder mit großem Aufwand verbunden ist. Mit diesem Verständnis wächst möglicherweise auch die Akzeptanz auf beiden Seiten.

Dank der Telemedizin können nicht nur andere, sondern auch zusätzliche Kontakte möglich werden, sodass eine engmaschigere Versorgung entsteht. Die Regeln für diese neue Art der Behandlung müssen genau definiert und einheitlich festgelegt werden. Für Patienten sollten Abläufe, Rechte und Pflichten sowie Datenschutzfragen transparent und einfach dargestellt werden. Auch das kann zu mehr Akzeptanz führen.

Letztendlich ist die Telemedizin natürlich auf eine flächendeckende Internetverbindung angewiesen, die selbst im deutschsprachigen Raum noch nicht überall gegeben ist.

Die Telemedizin speziell in der Augenheilkunde

In der Augenheilkunde bietet die Telemedizin die Chance der Vernetzung zwischen Augenoptikern und Augenärzten. So kann der Augenoptiker beispielsweise in Verbindung mit einem regulären Sehtest auch die Netzhaut vermessen und die gewonnenen Daten an einen Augenarzt weiterleiten. Dieser wiederum bewertet die Daten und kann Aussagen treffen über Krankheitsrisiken, zum Beispiel das Risiko eines Diabetes oder einer Makuladegeneration, aber auch eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls, deren Warnzeichen sich teilweise an der Netzhaut erkennen lassen. Die Telemedizin in der Augenheilkunde ermöglicht also eine umfassende und einfache Vorsorge.

Für Menschen, die bereits an einer Augenerkrankung leiden (zum Beispiel am Grauen Star oder an einer Makuladegeneration) können dank der Telemedizin regelmäßige Kontrollen beim Augenoptiker durchgeführt werden, wodurch die Augenärzte entlastet werden.

Die Patienten selbst können zu Hause regelmäßige Tests (zum Beispiel Gesichtsfeldtests) durchführen oder mithilfe einer Virtual-Reality-Brille sogar selbst einen Teil der Therapie zu Hause übernehmen.

Für Ärzte und Augenoptiker wird dank der Telemedizin das Lernen auf Distanz möglich, was wiederum den Zugang zu Weiterbildungen erleichtert.

Insgesamt kann also auch in der Augenheilkunde die Telemedizin zu einer flächendeckenden Vorsorge, gesundheitlicher Versorgung und Rehabilitation beitragen.

Science Fiction oder Realität? Künstliche Intelligenz in der Augenoptik

Viele Menschen verbinden den Begriff „Künstliche Intelligenz“ mit Robotern, doch tatsächlich sind manche Beispiele viel weniger dramatisch: Schachcomputer und Navigationsgeräte zum Beispiel beruhen auf Künstlicher Intelligenz. In der Essenz geht es darum, große Mengen an Daten zu sammeln, zu analysieren und daraus intelligente Schlüsse zu ziehen.

In der Augenheilkunde kann Künstliche Intelligenz – auch in Verbindung mit der Telemedizin – beispielsweise zahlreiche Bilder der Netzhaut bei einer Makuladegeneration vergleichen und daraus ermitteln, ob ein Patient, dessen Netzhautbild vorliegt, davon betroffen ist oder nicht.

Die Künstliche Intelligenz ist auch die Basis für große medizinische Projekte wie etwa das bionische Auge.

Für dich als Kunde eines Augenoptikers hat die Künstliche Intelligenz auch ganz praktische Vorteile: Je mehr deiner Daten zugänglich sind, desto besser kann sich ein Optiker auf ein Beratungsgespräch mit dir vorbereiten, und desto leichter kann er dir genau die Brillenmodelle vorstellen, die zu dir passen.

Neue Methode zur Augenmessung entdeckt

Auch in der Augenmessung ist der digitale Fortschritt hilfreich: Essilor, der Weltmarktführer für Brillengläser, hat eine neue Messmethode entwickelt, mit der der exakte Augendrehpunkt ermittelt werden kann. Dieser ist bei jeder Person unterschiedlich, konnte bisher jedoch nur auf Basis eines Standardmodells bestimmt werden. Da der Drehpunkt des Auges aber für die Anpassung der Brillengläser entscheidend ist, wirken sich Abweichungen auch direkt auf die Qualität der Sehhilfe aus.

Mithilfe der neuen Messmethode, die „eyecode“ genannt wird, kann der Augendrehpunkt nun ganz individuell gemessen werden. Die entsprechend hergestellten Gläser ermöglichen ein entspannteres, kontrastreicheres Sehen sowohl bei Tageslicht als auch in der Dämmerung und bei Dunkelheit.

Dies sind nur einige Beispiele für die umfangreichen Fortschritte der Technik im Bereich Augenheilkunde.

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Von unserem Optik-Team geprüft:

Jennifer Gruhne

Augenoptikermeisterin und Qualified Person

Jennifer ist Augenoptikermeisterin und bei Brille24 für die Qualitätssicherung zuständig. Sie ist im Bereich der Augenoptik breit aufgestellt und hat sowohl bei Brillen als auch bei Kontaktlinsen eine starke Expertise.

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